GemaSim ist eine Computersimulation in welcher die Trainees zu viert ein Raumschiff steuern und anspruchsvolle Missionen im Weltraum absolvieren. Im Zentrum des Lernens geht es aber nicht um technische Skills. Der Fokus liegt ganz auf den zielführenden Verhaltensweisen der Stabsleitung und den Teamplayern in den Stäben. Es war mir eine grosse Freude, den SBB-Verantwortlichen in einem dreitägigen Kurs die Ausbildungsmöglichkeiten aufzuzeigen, die GemaSim zu bieten hat. Diese wurden bei Daniel Schlups Team mit einem zusätzlichen Enabler verstärkt. Denn die ganze Crew war PCM (Process Communication Model) geschult und damit bestens ausgerüstet, um die Kommunikation auch unter heftigem Stress gelingend zu halten. Das Zusammentreffen dieser zwei Trainingsansätze, PCM und GemaSim, liess die Ausbildung seiner Crew zum eigentlichen Power-Training mutieren.
Ausbildungskonzepte für Notfall- und Krisenorganisationen sind eine besondere Herausforderung. Nach der Finanzkrise und spätestens in der Pandemie mussten sich viele Firmen mit der Frage beschäftigen, welches die beste Art der Führung und Zusammenarbeit in solch ausserordentlichen Lagen ist. So wundert es nicht, dass sich die SBB bei der Aviatik umzusehen begann. Die Führungskonzepte, so wie die Aspekte der Zusammenarbeit unter erschwerten Bedingungen werden in der Luftfahrt seit den Achtzigerjahren konsequent weiterentwickelt. Dabei dient das Cockpit als Fokuspunkt und als Metapher zugleich. Vieles, was sich in diesem engen Führungsumfeld bewährt, kann in der Tat in die Stabsarbeit von Notfall- und Krisenorganisationen übertragen werden. Wenn es um die herausfordernden organisatorischen und personell aufwendigen Elemente der Führungsunterstützung von grossen Firmen geht, kann die Aviatik nur sinnbildlich weiterhelfen. Brücken lassen sich hingegen ohne Abstriche bei den interpersonalen Skills, der inneren Haltung und Einstellung der Vorgesetzten und bei der stringenten Anwendung der Prinzipien eines strukturierten Vorgehens problemlos bauen.
Als ehemals Verantwortlicher der Krisenorganisation der Swissair und als Kapitän bin ich bei der Entwicklung von Ausbildungskonzepten für Krisen- und Notfallorganisationen auf GemaSim gestossen. Seit vielen Jahren hat sich das Tool bei Blaulichtorganisationen bewährt. Es erspart den Trainees den ineffizienten Frontalunterricht. Die Simulation, die sie von der ersten Sekunde an voll in Anspruch nimmt, gibt ihnen die Möglichkeit, die Lehren aus Betroffenheit zu ziehen. Ein erwiesenermassen erfolgreicher Lernansatz, der nicht nur Spuren hinterlässt, sondern auch noch Spass macht.
Dass die Mannschaft von Daniel Schlup vor dem GemaSim-Training die PCM-Grundausbildung (Process Communication Model) genossen hatte, war kein Zufall. Zu bedeutungsvoll ist ihm eine gelingende Kommunikation in den Stäben, als dass er das ausser Acht gelassen hätte. PCM zeigt in einem Persönlichkeitsprofil nicht nur die individuellen Stärken einer Person, sondern deckt auch ihre vorhersehbare Dysfunktionalität im Stress auf. Diese Schulung in Kommunikation, Reflexion und Selbstführung ist für Mitglieder von Krisenorganisationen ein unglaublicher Enabler.

Als zertifizierter PCM-Trainer konnte ich jede und jeden der Trainees auf individuelle und persönliche Art begleiten. Denn die Herausforderungen in Sachen Führung und Zusammenarbeit im Notfall oder in der Krise manifestieren sich für jeden Menschen völlig anders. Damit alle Involvierten mit ihrer Individualität eine wertvolle Ressource auch im Stress einer Krise sein können, gilt es, sie nicht nur individuell anzusprechen, sondern sie auch mit ihren Charakterstärken am richtigen Ort einzusetzen. Eine Ausbildung, die alle über den gleichen Kamm geschert und die nur mit plakativen Allgemeinplätzen daherkommt, erinnert da an die Zeit, in der der Lehrer im Dorf noch als Autorität wahrgenommen wurde.